24.04.2025

Die Debatte um Zinssenkungen in der Eurozone: Holzmanns Abwartehaltung

Die aktuelle Debatte über Zinssenkungen in der Eurozone wird maßgeblich durch die Haltung von EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann geprägt. Der österreichische Notenbankchef fordert eine abwartende Haltung, bis mehr Klarheit über die Auswirkungen der US-Zölle und europäischen Gegenmaßnahmen besteht.

Holzmanns Argumentationslinie

Robert Holzmann betont die Abhängigkeit von Handelsdaten: Bevor geldpolitische Lockerungen erfolgen, sollten die wirtschaftlichen Folgen des US-Europa-Handelskonflikts abgewartet werden. Holzmann sieht aktuell keine Dringlichkeit für Zinssenkungen und verweist auf ungelöste Unsicherheiten, darunter mögliche zweite Runden bei Lohnverhandlungen und ihre inflationsrelevanten Effekte. Während Holzmann eine klare Präferenz für eine Zinspause äußert, zeigt er Flexibilität, sollte sich an den Konjunkturdaten etwas ändern, das eine Senkung rechtfertigen würde.

Kontext: EZB-interne Spannungen

Innerhalb des EZB-Direktoriums herrschen Spannungen: Befürworter schneller Senkungen, wie François Villeroy de Galhau aus Frankreich, argumentieren mit einem soliden Disinflationspfad und dämpfenden Wechselkurseffekten durch den starken Euro. Seit Juni 2024 senkte die EZB den Einlagensatz in sechs Schritten um insgesamt 1,5 Prozentpunkte auf 2,5 %, zuletzt im März 2025.

Aktuelle Markterwartungen

Trotz Holzmanns Widerstand rechnen Analysten mit weiteren Schritten: 25 Basispunkte am 17. April gelten als Basisprognose, wobei erste Spekulationen sogar von einer 50 Punkte Senkung ("XL-Cut") angesichts verschärfter Handelsrisiken ausgehen. Société Générale prognostiziert zusätzliche Senkungen im Juni/Juli 2025, eventuell bis auf 1,5 % Leitzins bis Sommerende bei Eskalation des Handelskriegs. Der Entscheidungsprozess wird maßgeblich durch die am Sitzungstag vorliegenden aktualisierten Wirtschaftsprojektionen beeinflusst werden müssen, insbesondere zur Frage, ob US-Zölle das Eurozonen-Wachstum stärker als bisher angenommen belasten werden.