Unterstützende Faktoren für den Bullenmarkt
Die aktuelle Marktentwicklung zeigt eine Mischung aus positiven Fundamentaldaten und erheblichen Risikofaktoren, die eine differenzierte Betrachtung erfordern:
- Geldpolitische Entspannung: Die EZB senkte die Zinsen im Euroraum zweimal im ersten Quartal 2025, und weitere Senkungen um 60 Basispunkte bis Jahresende werden erwartet. Niedrigere Zinsen entlasten Unternehmen und Verbraucher finanziell.
- Robuste Unternehmensgewinne: Trotz volatiler Rahmenbedingungen haben viele Unternehmen ihre Gewinnstabilität bewiesen, insbesondere in Sektoren mit starker Innovationsdynamik.
- Rohstoffrally: Gold legte im Q1 2025 um 19% zu, was auf risikoscheues Kapital hinweist, aber auch Liquidität in den Märkten hält.
Kritische Risiken und Gegenargumente
- Geopolitische Unsicherheiten: Handelskonflikte (insbesondere US-“America First”-Politik) belasten das globale Wachstum – Vanguard prognostiziert ein Absinken des US-Wachstums auf 2%, falls protektionistische Maßnahmen zunehmen.
- Arbeitsmarktdynamik: Die NAIRU-Schätzungen zeigen strukturelle Spannungen (USA: 4,5%, Euroraum: 6,5–7%), die Lohn-Preis-Spiralen begünstigen könnten.
- Regionale Disparitäten: Während die USA mit ~2,1% BIP-Wachstum rechnen können, liegt der Euroraum bei nur 0,5% – ein Rückgang des Welthandels würde diese Schwäche verstärken.
Marktsegmentanalyse
Kategorie | Performance Q1 2025 | Treiber/Risiken |
---|---|---|
Schwellenländer | Überperformance | Chinesische/koreanische Aktienrally |
Substanzwerte | Besser als Growth-Titel | Höhere Zinsempfindlichkeit von Growth |
Small Caps | -3,6% | Handelspolitische Ängste belasten |
Nachhaltigkeitsbewertung
Der Bullenmarkt zeigt echte Elemente durch technologische Innovationstreiber (KI-bedingte Produktivitätsgewinne) und systematische Reallokation in unterbewertete Regionen/Assets. Gleichzeitig wirken künstliche Faktoren wie übermäßige Liquiditätsspritzen der Notenbanken und spekulative Aufholjagd in Teilsektoren.
Fazit für Anleger: Ein hybrides Szenario ist wahrscheinlich – während strukturelle Wachstumstreiber (Digitalisierung, Dekarbonisierung) langfristig tragen können, erhöhen kurzfristige politische Risiken die Korrekturgefahr. Portfoliostrategien sollten stärker regional diversifizieren und Quality-Faktoren (hohe Free Cashflows, niedrig verschuldete Bilanzstrukturen) priorisieren.