Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) plant, den Handel mit Turbo-Zertifikaten in Deutschland strenger zu regulieren, um Kleinanleger vor erheblichen Verlusten zu schützen. Eine Marktuntersuchung der BaFin ergab, dass deutsche Anleger im Zeitraum von 2019 bis 2023 etwa 3,4 Milliarden Euro mit diesen Produkten verloren haben. Der Grund für diese Verluste liegt in der hohen Risikointensität der Turbo-Zertifikate, die oft als Knock-Out-Zertifikate bezeichnet werden. Diese Hebelprodukte ermöglichen es Anlegern, mit einem geringen Kapitaleinsatz hohe Gewinne zu erzielen, bergen jedoch auch das Risiko, das gesamte eingesetzte Kapital zu verlieren, wenn bestimmte Kursmarken erreicht werden.
Hintergrund und Problematik
- Hohe Verluste: Etwa drei Viertel aller Kleinanleger erleiden durchschnittlich Verluste von 6.400 Euro mit Turbo-Zertifikaten. Die Verlustquote steigt mit der Anzahl der Transaktionen; bei Anlegern mit über 1.000 Transaktionen liegt die Verlustquote sogar bei 91 Prozent.
- Kurze Haltezeiten: Fast 70 Prozent der Turbo-Zertifikate werden weniger als 24 Stunden gehalten, was auf eine spekulative Handelsstrategie hinweist.
Geplante Maßnahmen der BaFin
Um den Anlegerschutz zu verbessern, plant die BaFin folgende Maßnahmen:
- Standardisierte Risikowarnungen: Anbieter müssen künftig standardmäßig vor den hohen Verlustrisiken warnen. Diese Warnungen sollen deutlich machen, dass sieben von zehn Kleinanlegern mit Turbo-Zertifikaten Verluste erleiden.
- Wissenstest für Anleger: Anleger müssen einen Wissenstest absolvieren, bei dem sie mindestens sechs Fragen zum Handel mit Turbo-Zertifikaten korrekt beantworten müssen. Dieser Test muss alle sechs Monate wiederholt werden.
- Verbot von Kaufanreizen: Die BaFin verbietet Kaufanreize wie Bonuszahlungen oder reduzierte Ordergebühren beim Verkauf dieser Produkte, um Anleger nicht unnötig zu verleiten, in diese riskanten Anlagen zu investieren.
Auswirkungen auf den Anlagemarkt
Die geplanten Regulierungen könnten weitreichende Auswirkungen auf den Anlagemarkt haben. Sie könnten zu einer Verringerung der Nachfrage nach Turbo-Zertifikaten führen, da Anleger stärker über die Risiken aufgeklärt werden und höhere Hürden für den Kauf überwinden müssen. Dies könnte auch zu einer Verschiebung hin zu weniger riskanten Anlageformen führen. Die neuen Regeln könnten Ende 2025 in Kraft treten.