16.06.2025

Die Zukunft des Liquiditätsmanagements im Eurosystem: Bundesbank schlägt neue Wege vor

Die Deutsche Bundesbank hat in einem aktuellen Bericht ihre Position zum Umgang mit dem strukturellen Liquiditätsbedarf des Bankensystems dargelegt. Im Fokus steht, wie die Europäische Zentralbank (EZB) künftig einer höheren Nachfrage der Banken nach Zentralbankliquidität begegnen soll, sobald die aktuell durch krisenbedingte Anleihekäufe entstandene Überliquidität abgebaut ist.

Zentrale Aussagen der Bundesbank

  • Strukturelle Refinanzierungsgeschäfte als Hauptinstrument: Die Bundesbank schlägt vor, den Großteil des strukturellen Liquiditätsbedarfs durch sogenannte strukturelle Refinanzierungsgeschäfte zu decken. Diese längerfristigen Tenderverfahren ermöglichen es Banken, gegen Sicherheiten Liquidität für eine bestimmte Laufzeit zu erhalten.
  • Zinstenderverfahren: Das bekannte Zinstenderverfahren könnte wieder verstärkt eingesetzt werden, da das Bankensystem zuletzt einen Überschuss an Liquidität hatte.
  • Anleihekäufe nur für Restnachfrage: Anleihekäufe sollen lediglich erfolgen, wenn das Potenzial der Refinanzierungsoperationen ausgereizt ist, wobei das Verbot der monetären Staatsfinanzierung zu beachten bleibt.
  • Mehr geldpolitische Geschäftspartner erreichen: Strukturelle Refinanzierungsoperationen erreichen mehr Geldmarktteilnehmer als Wertpapierankäufe und wirken dadurch breiter.

Auswirkungen auf Zinsen und Geldpolitik

Die verstärkte Nutzung von Tenderverfahren zur Bereitstellung von Liquidität kann zu Schwankungen bei den kurzfristigen Marktzinsen führen. Je nach Ausgestaltung dieser Operationen (z.B. Festzins vs. variable Konditionen) und deren Nachfrage kann dies die Interbankenzinsen beeinflussen. Zielgerichtete Refinanzierungsgeschäfte ermöglichen es der EZB, das Volumen und die Kosten bereitgestellter Liquidität direkt zu steuern – ein zentrales Element für die geldpolitische Steuerung.

Zeitplan und weitere Schritte

Die Bundesbank betont, dass diese Operationen erst eingeführt werden dürften, wenn das Bankensystem nicht mehr über einen strukturellen Überschuss an Liquidität verfügt. Für Ende 2026 plant der EZB-Rat eine Überprüfung des geldpolitischen Handlungsrahmens und will dabei die Erfahrungen mit dem neuen Instrumentarium berücksichtigen.

Zusammenfassend sieht die Deutsche Bundesbank in strukturierten Refinanzierungsoperationen, insbesondere über Tenderverfahren, ein geeignetes Mittel zur Deckung des künftigen strukturellen Liquiditätsbedarfs im Eurosystem. Diese Maßnahmen könnten dazu beitragen, geldpolitische Impulse breiter wirken zu lassen als bisherige Wertpapierankäufe und bieten neue Möglichkeiten zur Feinsteuerung am Geldmarkt.