18.06.2025

Novo Nordisk: Eine Lektion über Patentschutz und seine Kosten

Die aktuelle Entwicklung rund um die Novo Nordisk-Aktie und den Patentschutz für Ozempic in Kanada ist ein Lehrstück für die Bedeutung von Patentmanagement und administrativer Sorgfalt im Pharmabereich.

Hintergrund: Was ist passiert?

Novo Nordisk, der dänische Pharmakonzern, hat durch einen administrativen Fehler den Patentschutz für sein Blockbuster-Medikament Ozempic (Wirkstoff Semaglutid) in Kanada verloren. Der Grund: Das Unternehmen versäumte es, eine vergleichsweise geringe jährliche Gebühr von zuletzt 450 kanadischen Dollar zu zahlen, um das Patent aufrechtzuerhalten. Nach mehreren Mahnungen und einer einjährigen Nachfrist wurde das Patent schließlich als „abgelaufen“ eingestuft und kann nicht wiederbelebt werden.

Konsequenzen für Novo Nordisk

  • Verlust des Patentschutzes: Ohne gültiges Patent können nun Generikahersteller wie Sandoz bereits ab 2026 mit eigenen Versionen von Semaglutid auf den kanadischen Markt drängen.
  • Finanzielle Auswirkungen: Kanada gilt als zweitgrößter Markt weltweit für Semaglutid. Der Verlust des Exklusivrechts dürfte Novo Nordisk Umsätze in Milliardenhöhe kosten – insbesondere da der kanadische Markt auch wegen günstigerer Preise attraktiv für US-Verbraucher ist, die Medikamente aus dem Ausland beziehen.
  • Aktienkursentwicklung: Die Nachricht über den Patentschutzverlust belastet das Vertrauen der Anleger und spiegelt sich im Kursrückgang der Novo Nordisk-Aktie wider.

Details zum Ablauf

Laut öffentlich zugänglichen Unterlagen aus dem kanadischen Patentregister (Patentnummer CA-2601784) wurde die letzte Jahresgebühr bereits 2018 gezahlt. Danach gab es mehrere Mahnungen und Rückerstattungsanträge seitens der Anwälte von Novo Nordisk – offenbar wollte man Zeit gewinnen oder prüfen, ob sich eine weitere Zahlung lohnt. Schließlich blieb auch nach einer einjährigen Frist die Zahlung aus; das Patent erlosch endgültig.

„Once a patent has lapsed it cannot be revived.“
— Kanadisches Patentamt laut Science.org-Blogpost

Marktdynamik

Kanada ist nach Einschätzung von Branchenexperten wie Richard Saynor (CEO Sandoz) besonders interessant wegen seiner Rolle als zweitgrößter Semaglutid-Markt weltweit – nicht etwa wegen einer überproportional großen Bevölkerung, sondern aufgrund des regen grenzüberschreitenden Handels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten zwischen Kanada und den USA (insbesondere bei Insulin). Dies könnte dazu führen, dass Generikahersteller ihre Produkte auch an US-Kunden vermarkten.

Fazit

Die Nichtzahlung einer kleinen Gebühr hat weitreichende Folgen: Novo Nordisk verliert seinen Exklusivschutz in einem wichtigen Absatzmarkt. Die Konkurrenz kann nun früher als geplant mit Generika-Versionen auf den Markt kommen – was erhebliche Umsatzeinbußen zur Folge haben wird. Die Aktie reagiert entsprechend empfindlich auf diese Entwicklung.