Die aktuellen geldpolitischen Strategien der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigen deutliche Unterschiede, die sich auf den EUR/CHF-Wechselkurs auswirken. Trotz dieser Divergenzen bewegt sich der Wechselkurs weiterhin in einer engen Spanne, was für Investoren und Sparer besondere Herausforderungen und Chancen mit sich bringt.
Geldpolitische Ausgangslage
Schweizerische Nationalbank (SNB)
- Leitzins: Die SNB hat ihren Leitzins im Juni 2025 erneut um 0,25 Prozentpunkte auf 0,0% gesenkt. Ziel ist es, die Wirtschaft zu stimulieren, den Franken zu schwächen und dem niedrigen Inflationsdruck entgegenzuwirken.
- Inflationsprognose: Für 2025 wird eine durchschnittliche Inflation von nur 0,2% erwartet; für die Folgejahre liegt sie leicht darüber (2026: 0,5%, 2027: 0,7%). Die SNB betont jedoch weiterhin Unsicherheiten bezüglich der Inflationsentwicklung.
- Wirtschaftsprognose: Das BIP-Wachstum wurde leicht nach unten korrigiert auf etwa 1–1,5% für die Jahre 2025 und 2026.
- Weitere Maßnahmen: Die SNB signalisiert Zurückhaltung gegenüber Negativzinsen – diese sind zwar nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlicher als weitere Zinssenkungen im positiven Bereich.
Europäische Zentralbank (EZB)
- Leitzins: Die EZB befindet sich ebenfalls in einem Lockerungszyklus. Es wird erwartet, dass sie im September nochmals ihre Zinsen senkt.
- Inflationsziel: Die EZB sieht ihr Inflationsziel als erreicht an und könnte damit den Senkungszyklus dem Ende zuführen. Längerfristige Zinsen sind im Monatsvergleich leicht gestiegen.
- Wirtschaftsausblick: Im Gegensatz zur Schweiz ist das europäische Umfeld von moderater Inflation geprägt.
Auswirkungen auf den EUR/CHF-Wechselkurs
Die unterschiedlichen geldpolitischen Strategien führen grundsätzlich zu potenziellen Wechselkursschwankungen:
- Zinssenkungen beider Notenbanken: Beide Banken lockern ihre Geldpolitik – die SNB stärker als bisher angenommen – was tendenziell beide Währungen schwächen könnte.
- Relative Stärke des Frankens: Der Franken bleibt trotzdem stark; Interventionen am Devisenmarkt durch die SNB sind möglich und werden auch angekündigt.
- Enge Handelsspanne des EUR/CHF: Trotz divergierender Politiken bleibt der Wechselkurs stabil in einer engen Spanne. Dies liegt unter anderem daran:
- Beide Notenbanken verfolgen ähnliche Absichten hinsichtlich Wirtschaftsförderung.
- Marktteilnehmer erwarten keine abrupte Veränderung des Kurses aufgrund abgestimmter Kommunikation beider Banken.
- Geopolitische Unsicherheiten führen zu „Flucht in Sicherheit“ bei beiden Währungen oder zumindest zur Neutralisierung gegenseitiger Effekte.
Relevanz für Investoren und Sparer
Die aktuelle Situation birgt sowohl Risiken als auch Chancen:
- Wechselkursschwankungen begrenzt halten Anlagechancen einerseits gering. Für Exporteure aus dem Euroraum bedeutet ein stabiler oder sogar etwas schwächerer CHF positive Impulse. Für Schweizer Importeure kann ein starker Euro vorteilhaft sein.
- Anlagestrategien müssen flexibel bleiben. Niedrige bis negative Realrenditen bei Anleihen machen Aktienmärkte attraktiv(er), allerdings könnten diese nach jüngster Erholung volatiler werden. Gold profitiert von Unsicherheiten sowie niedrigen Realzinsen weltweit.